Wer
beim Vornamen Lynn an eine Sängerin denkt, liegt 100% daneben. Lynn August wird
auch der Uncrowned King Of Zydeco
genannt, und damit sind zwei Dinge klar : Erstens,
Lynn ist ein Mann, und zweitens, er spielt kreolische Volksmusik.
Wenn
Lynn August mit seinen Hot August Knights die Bühne betritt, zählt nur noch die
Musik und sonst gar nichts. Dies konnten wir schon öfters im Newsletter über einen Künstler lesen. Bei Lynn August hat
es aber eine ganz neue Bedeutung, denn er ist blind.
Der
Leadsänger, Akkordeonist und Keyboarder hat seine Wurzeln ironischerweise im Rock‘n‘Roll. Als Sänger und Schlagzeuger arbeitete er in
lokalen New Orleans Bands. Da trat Eskew Reeder in
sein Leben. Reeder überredete schon Little Richard dazu, Klavier zu spielen,
der wurde zum Superstar. Auch Lynn liess sich 1962 bei seinem Eintritt in
Reeders Band für das Klavierspiel überzeugen – vom Piano zum Akkordeon, vom Rock‘n‘Roll Musiker zum Uncrowned King Of Zydeco war es nicht mehr weit.
Wenn
Lynn August sein Akkordeon erklingen lässt, tauchen vor dem geistigen Auge die
trägen Flüsse und die weiten Sümpfe Louisiana‘s auf.
Seine Musik kommt von da. Am Anfang stand die faszinierende, befruchtende
Mischung aus schwarzer Urkultur Afrikas und französischem Geist. Sie trafen
aufeinander, als Sklaverei, Krieg und Unruhe die Zeit beherrschten. Die Musik
die dabei entstand, kann als Vorläuferin des Blues angesehen werden
: Haricot. So war auch z.B. Ferdinand Joseph
la Menthe, besser bekannt unter dem Künstlernamen Jelly Roll Morton, ein Kreole.
Die
kreolische Volksmusik August‘s und seiner Band wird
mit Instrumenten produziert, die zum Teil noch dem ursprünglichen Bild der Haricot entsprechen: Akkordeon, Waschbrett und Triangel.
„Am Anfang war auch kein Akkordeon dabei“, berichtet Lynn August, „man sang,
klatschte in die Hände, bearbeitete das Waschbrett und das Tifar“.
Der kreolische Name des Triangels scheint ein Rätsel zu sein. Rein phonetisch
könnte er aus dem französischen stammen : petit fer, kleines
Eisen. Wenn auch die Band Lynn August‘s sich auf
moderne Instrumente stützt, wie Keyboard oder Drums,
ist er doch dem historischen Wert seiner Volksmusik stark verbunden. So ging er
mit seiner Band nach Mauritius, der afrikanischen Insel im indischen Ozean. Hier
fand August den Ursprung der kreolischen Volksmusik. Nicht nur das, er fand
auch eine Sprache, die Affinitäten mit derjenigen Louisianas aufweist. Faire le Lala bedeutet in Louisiana das
gleiche wie auf Mauritius, nämlich Musik, Rhythmus und Tanz.
Diese
Musik ist der kulturelle Ausdruck einer Minderheit. Sie ist auch der Ausdruck
einer unter Druck stehenden Volksgruppe. Bis Ende der 40er Jahre gab es in
Louisiana ein Gesetz, das den Gebrauch des kreolischen Französisch in der
Schule verbot. Vor Monaten erst wurde im Südstaat eine Gesellschaft für die
Verteidigung des kreolischen Kulturguts gegründet.
Wünschen
wir Lynn August, dass das Albisgüetli-Publikum
beweist, was Lynn über Europa sagt : „Wir kommen gerne
nach Europa. Das Publikum ist qualifizierter, liebt die Volksmusik aus
Louisiana. Zudem sprechen die meisten Leute etwas französisch, was alles viel
leichter macht“.