Portrait Stephanie Bentley

© December 1996 / Bruno Michel

 

Auf ihrem Debutalbum Hopechest (Epic Records) singt Stephanie Bentley mit der Kraft und der Leidenschaft einer Frau, die geliebt und verloren hat, die versprochene Träume zu Asche zerfallen sah. Was aber auch aus diesem ersten Album hervorscheint, ist der Eindruck einer Künstlerin, die lange und hart gekämpft hat, um ihren musikalischen Traum zu verwirklichen.

 

„Ich fühle, dass Singen meine Bestimmung ist“, sagt die Schönheit über ihr erstes Country Album. „Es war immer mein Traum, und es war meine Liebe zur Musik, die mich durch die harten Zeiten gebracht hat. Ich wurde oft zurückgewiesen, war niedergeschlagen. Aber es ist einfacher wieder aufzustehen und weiter zu machen, wenn Du das was Du tust, liebst.

 

Diese wilde Entschlossenheit ihren langgehegten Traum erfüllen zu wollen ist reichlich auf ihrem Debutalbum vorhanden, wo die lebendigen Songs handeln von der Komplexität der Liebe und den Enttäuschungen des Lebens. Was hebt Stephanie Bentley von der gegenwärtigen Masse neuer Countrysängerinnen ab? Es ist die mal kompromisslose Kraft, mal schmerzhafte Verwundbarkeit, vorgetragen mit ihrer rhythmischen Stimme.

 

Geboren in Thomasville, GA, einer Kleinstadt, wuchsen Stephanie und ihre Schwester Camille in einer eng zusammenhaltenden Familie und mit viel Musik auf. „Meine Mutter hatte eine wunderbare Stimme und sang uns viel vor, als wir noch klein waren“, erinnert sich Stephanie. „Ich hatte von Anfang an die Liebe zur Musik. Meine Mutter behauptet, dass ich in meiner Wiege sang, bevor ich sprechen konnte. Später hörte ich Radio und imitierte jeden, der die Songs spielte, die ich mochte. Wir spielten zusammen mit meinen Freundinnen „Radio Station“, und sangen alle bekannten Songs nach.” Sie lacht lauthals, als sie sich erinnert, dass sie sogar die Werbeblöcke nachgespielt haben.

 

Mit neun Jahren nahm sie zusammen mit ihrer Schwester Camille und einer Freundin an einem lokalen Talentwettbewerb teil und gewann mit einer wilden Version von Motorcycle Mama. Dieser Sieg setzte den ersten Meilenstein in ihrer Karriere. Im Publikum sass Fred Allen, Leiter einer lokalen Theater- und Musikgruppe. Er bat Stephanie, in der Truppe mitzumachen. „Ich verdanke Fred einen grossen Teil meiner Ambitionen und meiner Kraft“, sagt Stepanie heute. „Wir sangen alles, von alten Liedern aus den 40ern über Stücke aus Broadway Musicals bis hin zu Pop und Country. Es half mir, in sehr jungem Alter meinen Horizont für die Vielfältigkeit möglicher Auftritte zu erweitern. Diese Erfahrung wird mir immer wertvoll sein.”

 

Nach einem halbherzigen Versuch, sich mit dem College-Leben anzufreunden, zog Stephanie nach Atlanta und begann, an der Verwirklichung ihres musikalischen Traums zu arbeiten. In den vergangenen Jahren hatte sie sich eine starke Stimme und eine ebensolche Bühnenpräsenz angeeignet. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich in einer Top40/Oldies Band, schrieb nebenbei Countrysongs und brachte diese in die Band ein.

 

Bald schon machte sie sich mit ihrer Schwester Camille auf nach Nashville, um dort einen Vertrag als Duo zu unterzeichnen. Sie arbeiteten mit Doug Johnson, ebenfalls einem Südstaatler aus Georgia (heute Senior Vice President bei Epic Records, Nashville) und bekamen ein kleines Budget um drei Demosongs für einen möglichen Vertrag mit RCA aufzunehmen. Obschon dieser Deal genausowenig zustande kam, wie ein weiterer Versuch eines Solovertrags mit Liberty Records, weigerte sich Stephanie, aufzugeben. „Ich habe einfach nie daran gedacht, irgend etwas anderes zu machen“, sagt sie über ihre Beharrlichkeit. „Du musst in jedem Vorkommnis das Beste sehen, denn jede Situation, die Du meisterst, ist ein kleiner Sieg in sich selbst.”

 

Ihre Hartnäckigkeit zahlte sich aus, als sie begann, ihren Lebensunterhalt mit dem Vorsingen von Demos zu verdienen, was ihre Stimme schnell zu einer der begehrtesten „Mietstimmen“ von Nashville machte. Auf Demos, die später zu Hits für Trisha Yearwood (ThinkinAbout You) oder Kathy Mattea (Walking Away A Winner) wurden, konnte Stephanie sich selbst und – noch wichtiger – ihre Stimme in den Musikkreisen Nashville‘s weiter bekanntmachen. Sie beeindruckte Paul Worley, den Produzenten von Pam Tillis‘ Album Homeward Looking Angel mit ihrer Stimme so sehr, dass er auf dem späteren Nummer-1-Song Shake The Sugar Tree ihre Stimme als Backing Vocals behielt.

 

Als Songwriterin unterschrieb sie bei BMG Music, wo sich ihre Wege mit Todd Wilkes kreuzten, der von ihrem Talent so angetan war, dass er begann, mit ihr an ihrem Stil zu arbeiten und das Resultat zu dem machte, was sie heute als Stephanie Bentley Sound beschreibt. Genau dieser Sound brachte ihr danach einen Vertrag mit Epic Records ein, wo sie nun wiederum mit „alten Bekannten“ wie Doug Johnson und Paul Worley zusammenarbeiten durfte. Hopechest, ihr Debutalbum ist das Resultat dieser Zusammenarbeit.