Portrait Clint Black

© June 1997 / Bruno Michel

 

Clint Black ist einer der talentiertesten und populärsten Stars, welche aus dem damals trendigen Phänomen der Hat Acts der späten 80er Jahre hervorgingen. Eine wahre Welle von jungen, photogenen und (meist) talentierten männlichen Sängern flutete aus den Studios von Nashville über die Welt, jeder versucht, den legendären Erfolg von George Strait zu klonen und für sich in Anspruch zu nehmen. Auf den ersten Blick schienen sich diese Hat Acts kaum voneinander zu unterscheiden, mit ihrem liebenswerten Lächeln, ihren kraftvollen Bühnenbewegungen und ihren engen Jeans mit riesigen Gürtelschnallen. Doch schon wenigeWochen, nachdem Clint Black’s Debut-Album Killin’ Time 1989 erschienen war (rekordverdächtig mit 5 aufeinanderfolgenden Nummer-1-Singles), hob sich Black schnell von der Menge ab. Es ist beispielhaft für seine Popularität, welche in letzter Zeit nur wenig gelitten hat, das sich seine ersten drei Alben zusammen über sechs Millionen mal verkauften.

 

Clint Black wurde am 4. Februar 1962 in Long Branch, NY, geboren, wuchs aber in Katy, TX, einem Vorort von Houston, auf. Als Junge hörte er sich sowohl Country als auch Rock’n’Roll an, spielte jedoch kein Instrument bis er 13 Jahre alt war. Ermutigt von seinem Vater, der - nach Clint’s Worten - Country Music lebte und atmete, begann er Mundharmonika und Gitarre zu spielen. Später führte er sein Können in der Band seines älteren Bruders, Kevin, vor, wo er Bass spielte und sang.

 

Anfang der 80er Jahre begann er auf den Strassen von Katy seinen eigenen Weg, der ihn schnell auf die Bühnen von Coffeeshops, Bars und Nachtclubs führte. Tagsüber arbeitete er auf Baustellen oder führte Leute zum Fischen, nachts trat er auf. Seine stilistische Vielseitigkeit und die Bandbreite seiner Stimme erlaubte es ihm, ein Repertoire zusammenzustellen, dass sowohl Merle Haggard oder George Strait Songs beinhaltete, als auch Country-Rock Klassiker von Jimmy Buffet, den Eagles, Jackson Browne oder Loggins & Messina.

 

1987 traf Clint Black auf zwei Männer, ohne die seine Karriere vielleicht nie stattgefunden hätte. In einem der Clubs kam er mit Hayden Nicholas zusammen, einem Gitarrenspieler, der sein eigenes 8-Spur-Studio zu Hause hatte. Er und Black begannen, gemeinsam Songs zu schreiben und Demos aufzunehmen. Eines dieser Demo-Bänder wiederum fand seinen Weg zu Bill Ham, dem damaligen ZZ Top Manager, der aktiv auf der Suche nach einem Country-Talent war. Ham wurde Black’s Manager und Ende 1988 hatte der Sänger einen Plattenvertrag mit RCA Nashville. Nicholas wurde Mitglied von Black’s Band und war massgeblich beteiligt an den meisten Hits, die Black und er seither schrieben.

 

A Better Man, die erste Single-Auskoppelung seines Debut-Albums kam Anfangs 1989 heraus, wurde Nummer 1 und Black war plötzlich der erste männliche Country-Artist seit fünfzehn Jahren, dessen Debut-Single No. 1 wurde. Danach räumte Black bei den Awards ab (siehe Zusammenstellung der wichtigsten Awards). Sein 1990er Album, Put Yourself In My Shoes wurde unter Wert geschlagen. Obwohl es einige schöne Songs beinhaltete (vier davon in den Top Ten) und Black auch stimmlich einiges bot, konnte es an den Verkaufserfolg von Killin’ Time nicht anknüpfen.

 

Die meiste Zeit des Jahres 1990 war Clint Black auf Tour mit der Gruppe Alabama und trat in TV-Shows in ganz Amerika auf. Am Neujahrsabend 1991 traf er die Fernsehschauspielerin Lisa Hartman, die er im Oktober gleichen Jahres heiratete. Im selben Jahr wurde er in die Grand Ole Opry aufgenommen. 1992 begann mit einem Prozess gegen seinen Manager, Bill Ham. Black klagte, dass sein Originalvertrag Bill Ham einen zu hohen Anteil an Tantiemen einbrachte. Sieben Monate dauerte der Prozess, während dessen Black sein drittes Album, The Hard Way, aufnahm. Im Sommer konnte der Prozess abgeschlossen werden und das Album erschien. Die erste Single aus dem Album, We Tell Ourselves, erreichte Platz 1. Trotzdem kam auch dieses Album nicht mehr an die Verkaufszahlen des ersten heran.

 

Die vierte Produktion, No Time To Kill, erschien im Sommer 93. Obwohl Platin erreicht und die Hit-Single When My Ship Comes In daraus ausgekoppelt wurde, führte auch dieses Album die (relative) Stagnation in den Verkaufscharts fort. Im Herbst 1994 erschien dann Clint Black’s fünftes Album, One Emotion.

 

In neuester Zeit gibt es ebenfalls einige markante Ereignisse. In den letzten Jahren war er Host der Academy of Country Music Awards und drehte das Music Video Hold On, Partner mit der Cowboy-Legende, Roy Rogers. Man sagt, Clint Black sehe dem König der Cowboys ziemlich ähnlich, nur eine bis drei Generationen jünger. Auch TV-Rollen in Comedy Serien gehören mittlerweile zu seinem Repertoire. In der NBC Serie Wings spielte er sich selbst und zeigte vor der Kamera Gespür für Komik.

 

Am 12. Dezember 96 dann der wohl grösste Tag in seinem Leben. Clint Black erschien mit seiner Frau Lisa stilvoll in der Pferdekutsche aus dem 1992er Film Maverick. Grund : Er wurde mit einem eigenen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. Für diejenigen, welche nicht die ganzen, mittlerweile fast 2’100 Sterne ablaufen wollen : Clint’s Name findet sich 7080 Hollywood Blvd, westlich von Mann’s Chinese Theater. Der Liebe Gott muss ebenfalls ein Clint Black Fan sein : Alle fünf, dem Anlass vorausgehenden Tage, hatte es geregnet. Als jedoch die Zeremonie begann, kam die Sonne heraus.

 

Hunderte von Fans, Freunden und Familienangehörige nahmen an der Feier teil, die vom Ehrenbürgermeister Hollywoods, Johnny Grant, geleitet wurde. Gleichzeitig erhielt Black Ehrungen von den Bürgermeistern von Nashville (Phil Bredesen), Houston (Bob Lanier) und Los Angeles (Richard Riordan), welche alle den 12, Dezember als Clint Black Day proklamierten, zu Ehren seiner aussergewöhnlichen Leistungen. Clint Black ist der 2’078ste Mensch, der mit einem Stern geehrt wird. Der 2’077ste, Schauspieler Jack Nicholson, erhielt seinen Stern die Woche davor.

 

Clint bedankte sich an der Zeremonie bei vielen Leuten, seinem Gitarristen und Mitschreiber, Hayden Nicholas, seiner Frau Lisa, den Fans und den Country Radios. Scherzhaft meinte er, stolz zu sein, endlich einen Punkt im Leben erreicht zu haben, an dem die Leute über ihn hinweggehen könnten. Weiter sagte er : “Die wirklichen Stars sind Leute, die bei andern Menschen einen Unterschied im Denken oder Handeln herbeiführen können. Ich hoffe, dass ich den Erwartungen an mich gerecht werden kann und schwöre, dass ich nie die eine, negative Seite des Ruhms, für mich in Anspruch nehme : Abzuheben und für die Fans unerreichbar zu werden.” Clint ist der vierte, männliche Country Star, der diese Ehrung erhielt. Mit ihm sind bereits Roy Rogers, Gene Autry und Garth Brooks verewigt

 

Apropos andere Sänger : Welche Platten würde Clint Black auf die berühmte einsame Insel mitnehmen ? Er nennt deren fünf : Merle Haggard’s The Best Of The Best, Jimmy Buffet’s Coconut Telegraph, James Taylor’s That’s Why I’m Here, Stevie Ray Vaughan’s In Step und Steely Dan’s Decade.

 

Angesprochen auf seine zwei Wohnorte, Los Angeles und Nashville und darauf, dass er doch eigentlich ein Country Boy sei, sagt Black : “Country is a state of mind, not a state in the Union” - eine Frage der Einstellung, nicht des Wohnorts - “ich bleibe, wie ich bin, egal wo ich lebe. Schliesslich kannst Du mich aus Texas herausnehmen, nicht aber Texas aus mir.”

So wie er denkt, ist auch seine Musik : Geradlinig und offen Er ist ein Multitalent, der alles Material dass er aufgenommen hat, auch selber schreibt. Kompakte Songs mit ehrlichen Emotionen, von Themen handelnd, mit denen er sich auch schon als einfacher Arbeiter identifizierte.

 

Nach all den Millionen verkaufter Platten, den Millionen von Fans, welche seine Konzerte sahen, sieht er seine Erfolge immer noch relativ : “Erfolg ist etwas wunderbares”, sagt er, “aber wir sollten uns daran messen, wie gut wir mit anderen zusammenarbeiten.” Dieses Rezept funktioniert offenbar; seit sieben Jahren hält seine Plattenfirma, RCA, zu ihm. Bleibt zu wünschen, dass dies auch die Fans und Käufer seiner Alben tun.

 

Wichtigste Awards:

 

1989 : CMA : Horizon

1990 : CMA : Male Vocalist of the Year

            American Music Awards : Favorite New Artist

            Academy of Country Music : Album of the Year (Killin’ Time)

            Academy of Country Music : Single of the Year (A Better Man)

            Academy of Country Music : Top Male Vocalist

            Academy of Country Music : Top New Male Vocalist

            TNN/Music City News Awards : Star of Tomorrow

            TNN/Music City News Awards : Album of the Year (Killin’ Time)

            NSAI : Songwriter of the Year

1994   Music and Performing Arts Unit : Humanitarian of the Year

1995   Country Radio Music Awards : Best Male Artist

            Country Radio Music Awards : Humanitarian Award