Portrait Deana Carter

© July 2005/ Bruno Michel

 

Musik begleitet Deana Carter ihr ganzes Leben. Die erste Gitarre erhielt sie von ihrem Vater als Geschenk für den College Abschluss. Der Papa, Fred Carter jr., war in den 60er und 70er Jahren auf rund neunzig Prozent aller Nashville Produktionen als Gitarrist zu hören. So begleitete er Elvis Presley, Simon and Garfunkel oder Roy Orbison.

 

Deana schnappte sich das Instrument und versuchte sich als Songwriterin. I’m Hugging The Pillow Again war der erste Titel, den sie für sich schrieb. Nach ihrem Uni Abschluss arbeitete sie als Reha-Therapeutin. Die Tatsache, dass die meist schwer verletzten Patienten ab und zu verstarben, machte ihr aber stark zu schaffen, und so gab sie den Job auf. Trotz ihrer guten Verbindungen zu Musikern aus Nashville brauchte Deana lange Jahre, bis sie endlich den Durchbruch schaffte.

 

Als Kellnerin, Vorschul-Lehrerin und Toilettenfrau hielt sie sich über Wasser, während sie weiter an ihrer Songwriter Karriere arbeitete. 1996 fragte sie Did I Shave My Legs For This und katapultierte sich mit dieser CD für Capitol Records schlagartig in die Country Charts. Die 1966 in Nashville, TN, geborene Songwriterin hatte damit als 30jährige gleich mit ihrem ersten Album unerwartet grossen Erfolg. Obwohl sie die Scheibe mit produzierte, „vergass“ man damals, sie als Mit-Produzentin zu erwähnen. Auf dieser CD befanden sich nicht weniger als vier Top Ten Hits.

 

Neben We Danced Anyway landete auch Strawberry Wine 1996 auf Platz 1 und brachte Deana zudem den CMA Award als Single of the Year 1997. How Do I Get There wurde im gleichen Jahr ebenfalls zu einem Nummer 1 Hit und Count Me In landete immerhin noch auf Platz 5. Während dieser ersten Produktion genoss Deana noch weit gehende Freiheiten. Danach passierte, was heute leider immer noch an der Tagesordnung ist im schnelllebigen Musikgeschäft. Plattenbosse, Produzenten und Marketing Strategen begannen ihr vorzuschreiben, was für sie gut wäre. Die Konsequenz war, dass keine ihrer Folgeproduktionen an die bisherigen Erfolge anknüpfen konnte. Weder das 1998er Album Everything’s Gonna Be Alright noch die Weihnachts-Scheibe Father Christmas oder I’m Just A Girl, das 2003 erschien.

 

Und doch waren ihre künstlerischen Fähigkeiten unverkennbar. Sie wurde dank ihrer Stimme zur gefragten Mitarbeiterin in verschiedenen Projekten. So steuerte sie den Song What Makes You Stay zum Soundtrack des Films Hope Floats mit Sandra Bullock bei. Auch beim Zeichentrickfilm Anastasia war sie mit Once Upon A December dabei, was ihr sowohl die Nomination für einen Grammy wie auch für den Golden Globe einbrachte. Und als ob das nicht reichen würde, trat sie in verschiedenen Fernsehserien auf, sang für den Präsidenten und seine Familie zu Weihnachten und war bei dem Tribute Circle of Friends zu Ehren von Schauspieler Christopher Reeve beteiligt.

 

Der Umzug nach Kalifornien und der Wechsel zu Vanguard Records brachte endlich die erhoffte Wende. Keiner bei Vanguard hatte auch nur einen Ton ihres neuen Albums zu hören bekommen, bevor The Story Of My Life Anfangs 2005 fertig gestellt wurde und am 8. März auf den Markt kam. Zudem unterscheidet sich die Produktion in weiteren Dingen von Deana’s früheren Werken. Mittlerweile hatte sie eine Scheidung durchgemacht, sich in eine neue Beziehung gestürzt, die mitten in ihrer Arbeit zu den Songs für das neue Album ebenfalls in die Brüche ging und stellte während den Studioaufnahmen fest, dass sie schwanger war. Zwei Wochen nach Fertigstellung der Scheibe kam ihr Sohn zur Welt.

 

All dies spornte sie noch mehr an, ihr ganz eigenes Ziel zu verfolgen, nämlich das beste Album ihrer Karriere zu machen, zu dem sie in ihrer momentanen Situation fähig war. „Ich wusste nicht, ob ich je wieder in einer solchen Gemütsverfassung sein würde“, meinte Deana. „Es ist sicher keine traditionelle Country Produktion“, so sagt sie über ihr neues Album. „Aber es ist trotzdem Südstaaten Musik, wie ich sie liebe. Hier in Kalifornien vermisse ich den Süden, darum sind die Songs auch sehr persönlich ausgefallen”.

 

Songs wie Girl You Left Me For oder Not Another Love Song zeigen, dass mit Deana Carter wieder zu Rechnen ist. Endlich.