Vorschau 8. Internationales Trucker- & Country Festival Interlaken

© April 2001 / Bruno Michel

 

Im Rahmen der Country Night am Samstag treten diesmal folgende Künstler auf.

 

The Bellamy Brothers:

Die „Hausband“ der Veranstalter braucht man eigentlich nicht näher zu präsentieren. Und doch soll hier kurz erzählt werden, wie alles begann.

Howard wurde am 2. Februar 1946 und David am 16. September 1950 in Darby, Florida geboren. Dort wuchsen die Bellamys auf der 115 Acres grossen elterlichen Ranch auf (1 Acre = rund 4‘000 m2), umgeben von Orangenplantagen und Nachbar-Ranches. Heute umfasst die Ranch, die seit über 100 Jahren im Familienbesitz ist, 2‘500 Acres. Drei Generationen der Bellamys leben dort zusammen. „Die Ranch ist ein riesiger Magnet“, sagen die Brüder. „Egal wo Du bist, Du fühlst Dich da hingezogen. Sie war für uns immer eine Art Sicherheit, die uns erlaubte, gewisse Dinge auszuprobieren. Wir haben Respekt vor unserer Familie, dass sie diesen Besitz aufgebaut haben. Er ist unser Zuhause. Egal wie sehr wir die Musik und das Business lieben, die Familie kommt immer zuerst.“

 

Homer Bellamy, ihr Vater, war selber Musiker und ein Country Music Liebhaber. Er brachte seine Jungs dazu, in ihrer Freizeit Musik zu machen. Obwohl keiner der beiden je eine Ausbildung an einem Instrument genoss, spielt Howard heute Gitarre, Banjo und Mandoline. David lernte, mit Piano, Accordion, Fiddle, Banjo Orgel und Mandoline umzugehen. Nebst ihren Auftritten im Kirchenchor hörten sie zu Hause die Platten ihrer älteren Schwester. Die Scheiben waren von Elvis, den Everly Brothers, Ricky Nelson oder Buddy Holly. Weiter wurden die Brüder beeinflusst von den jamaicanischen Einwanderern, welche auf den benachbarten Orangenplantagen arbeiteten. Beim Rattlesnake Roundup in San Antonio, Florida, hatten sie ihren ersten öffentlichen Auftritt, zusammen mit ihrem Vater, im Freien und ohne Gage. Dies ist heute ein wenig anders, trotzdem werden sie in Interlaken wiederum die Fans begeistern.

 

Becky Hobbs:

Eröffnen wird den Abend allerdings eine Lady, die nicht allen Country Fans so gut bekannt ist. Für Insider jedoch war und ist sie ein Geheimtip für ehrliche Honky Tonk Music und Piano-Artistik: Becky Hobbs.

Es ist ruhig geworden dieser Tage um Becky. Um so dankbarer werden die Fans den Veranstaltern für diesen Auftritt sein. Geboren in Oklahoma, begann sie mit vierzehn Jahren Songs zu schreiben, spielte ein Jahr später in einer All-Girl Band (wer glaubt, die Chicks hätten das erfunden, irrt gewaltig). 1974 kam ihr Debutalbum, gefolgt von vielen Auftritten. 1983 hatte sie einen Top-10-Hit mit Let’s Get Over Them Together, zusammen mit Moe Bandy. Weitere Hits folgten bis 1987, darunter Hottest Ex’ In Texas. Daneben schrieb sie Songs, die von George Jones, Alabama oder Loretta Lynn aufgenommen wurden. Ihre letzte Produktion, From Oklahoma With Love (1998) wird hoffentlich noch lange nich die letzte sein.

 

Danni Leigh:

Im Honky Tonk Stil geht es weiter mit dem „weiblichen Dwight Yoakam“, Danni Leigh. Sie ist momentan ganz oben und bringt mit Yoakam-Produzent Pete Anderson erfolgreich ihre Alben auf den Markt. Ihre Geschichte zeigt nur Extreme, z.B. ist sie Instruktorin für Bungee Jumping am höchsten legalen Sprungturm – rund 103 Meter – in der Nähe von Orlando, Florida. Manch ängstlicher Mann würde sich sicher von ihr zu einem Sprung aus solchen Höhen überreden lassen. Danni war wohl auch die erste Teilnehmerin an den Miss Virginia-Wahlen, die als Zimmermann – oder  “Zimmerfrau” ? – gearbeitet hat und die auf schweren Motorrädern durch die Gegend ritt. A propos Reiten : Als sie sich als Kind ein Pferd wünschte, verfrachtete sie ihr Vater auf eine benachbarte Farm, wo sie sich um die Pferde kümmern musste und alles über die Tiere lernte. Ein Job als Tierpflegerin auf der Farm von Tom T. Hall und seiner Frau Dixie folgte. Danni packt alle Herausforderungen mit voller Kraft. Und genauso kraftvoll ist auch ihre Musik, die sie von Stars wie Merle Haggard oder Buck Owens beeinflusst sieht. Bakersfield Sound und Honky Tonk Music vom Feinsten.

 

Sarah Jory:

Und schliesslich wollen wir hier noch einmal detailliert jene Dame vorstellen, die mit ihrer Steel-Guitar Akrobatik und ihrem Gitarrenspiel alle Vorstellungen schlägt. Sarah Jory stammt aus England. Als sie vier Jahre alt war, tauschte sie die Spielzeugpuppen gegen eine Pedal Steel Guitar. Dieser Tausch markierte den Beginn einer wohl einzigartigen Instrumental-Karriere. Von Anbeginn war sie “besessen”, immer Neues auszuprobieren und sich und ihre Spielfähigkeit weiter zu entwickeln. Dies ermöglichte ihr mit 13 Jahren die Teilnahme an einer Steel-Convention in USA vor rund 6000 Zuhörern. Sie spielte am Talentwettbewerb dieses Events.

 

Am Ende ihres Vortrags meinte der Speaker auf der Bühne zu ihr : “Sarah, Big “E” lässt fragen, ob Du am Ende der Convention zusammen mit ihm einige Songs spielen willst.” The Big “E”, so wird unter den Steelern Altmeister Buddy Emmons bezeichnet. Und der war nach ihrem gemeinsamen Auftritt von Sarah so begeistert, dass er ihr vor versammeltem Publikum mit einer anerkennenden Geste seinen Hut aufsetzte. Jeder andere hätte sich nach diesem Ereignis auf dem Höhepunkt seines Könnens geglaubt. Nicht Sarah. Sie wurde dadurch ermuntert, noch virtuosere Kunststücke auf ihrem Instrument zu erlernen. Und sie entwickelt sich bis zum heutigen Tag stetig weiter. Denn mittlerweile beherrscht sie Banjo, Mandoline, und Gitarre ebenso virtuos.

 

 

Dieses Line Up wird wie immer tausende von Fans nach Interlaken bringen. Freuen wir uns also auf eine geballte Ladung Stimmung, excellente Musik in freundlicher Athmosphäre.

Roll, Truck, Roll.