Review 8th International Country Music Festival, Lancy

© June 2002 / Bruno Michel

 

Ein Park mitten in der Genfer Vorstadt Lancy, strahlendes Wetter über alle vier Tage sowie ein geniales Konzept in Bezug auf Musik, Preise und Logistik und fertig ist das grösste Festival der Westschweiz. Aber der Reihe nach.

 

Es gab seitens Deutschschweizer Kollegen einige Inputs zu diesem Anlass. Von „freier Eintritt und darum Trinkgelage“ bis zu „keine Country Liebhaber sondern Dorffest-Charakter“ konnte ich einiges hören. Fazit: Jeder, der obiges behauptet, war wohl noch nie vor Ort.

 

Der Schwimmclub Lancy Natation organisiert zusammen mit Cowboy Kurt Management diesen Anlass seit Jahren, und im Vordergrund stand immer die Musik. Deshalb: freier Eintritt, höchst zivile Preise bei Verpflegung und Getränken und keine Mainstream Music. Resultat: Leute in Scharen. An allen vier Tagen waren Festzelt und Vorplatz bis auf den letzten Sitz belegt – und das waren allemal gegen 2'500.

 

Und die Vorurteile betreffend dem Publikumscharakter. Weit gefehlt, liebe Kollegen diesseits des Röstigrabens. Zum einen wurde schon durch die Präsenz des New Country Smokin’ Boots Tanzclubs (gegen 250 Mitglieder und die meisten davon permanent auf der Tanzfläche) klar, dass hier jede Menge Country Freunde zu finden sind. Das Publikum dankte zudem den Künstlern ihre Konzerte mit Zuhören und Mitmachen. Und Alkoholleichen konnte ich beim besten Willen auch nach Mitternacht kaum ausfindig machen. Auch wurden sämtliche CMC Newsletter und Anmeldekarten unter die Leute gebracht.

 

Das Programm barg für mich das Risiko, durch Mehrfachauftritte der Bands an den verschiedenen Tagen weniger Leute anzuziehen. Ebenfalls weit gefehlt. Immer wieder waren bekannte Gesichter zu sehen. Musikalisch traten die Amazing McNasty Brothers auf bekanntes Terrain, da sie letztes Jahr bereits präsent waren (separater Bericht siehe......). Mit Jennifer Weatherly und Ehemann Willy Wainwright, braungebrannt aus Hawaii eingeflogen (Update über die Beiden auf Seite.....), waren zwei sichere Werte im Programm. Schliesslich haben sie ihre Schweizer- und Europakarriere damals in Genf begonnen und sind dem Publikum bestens bekannt. Willy hatte mit dem peruanischen Gitarristen Nicolas Wetzell und dem Amerikaner John Spangler am Banjo zwei absolute Spitzenmusiker auf der Bühne (liebe Krüger Brothers: formt mal ein spontanes Bühnenquartett....)

 

Neuland betrat Cowboy Kurt mit der Verpflichtung von Marion Randell. Damit stand zum ersten Mal eine deutsche Sängerin auf dieser Festivalbühne. Marion produziert aber in Texas und singt in englischer Sprache, womit auch diese Klippe umschifft war. Nach einem ersten Set der Annäherung vermochte sie im zweiten Teil der Show durch kraftvolle Songs zu überzeugen.

 

Die kanadische Foster Martin Band brachte ihren eigenen Soundmixer mit, was der Lautstärke wieder einmal zum Durchbruch verhalf. Dafür ist die Qualität dieser Band, deren Gründer  Lyle Foster und Ray Martin seit Jahren zusammen arbeiten, unglaublich gut. Starke, kompakte Songs mit eigener Identität und excellentem Spiel entlockten dem Publikum an beiden Tagen tosenden Beifall.

 

Man darf gespannt sein, was Cowboy Kurt und dem Verein Lancy Natation zur nächstjährigen Ausgabe und vor allem zum Jubiläumsfestival in zwei Jahren einfallen wird. Den hiesigen Country-Freunden kann ein Besuch in Genf jedenfalls nur empfohlen werden.