Portrait George Strait

© July 1997 / Bruno Michel

 

Wenn George Strait in einem seiner raren Interviews sich selbst als Künstler beschreibt, klingt alles sehr einfach : “Wenn es ein guter Song ist und er mir passt, dann baue ich ihn in mein Repertoire ein. Ich bin nicht auf der Bühne, um die Welt zu verändern. Ich versuche nur, Country Music zu singen so gut ich kann”, erklärte er dem New Country Magazine.

Möglicherweise noch besser als seine Plattenverkäufe und Hiterfolge beschreibt ihn der Einfluss, den Strait selbst auf die Kultur der Country Music hatte. Als er 1981 seine ersten Platten in Nashville aufnahm, trugen Country Sänger keine Cowboyhüte. Heute kann man seinen Einfluss erkennen - nicht nur an der Musik einer ganzen Generation von jungen Stars, sondern auch auf deren Köpfen.

 

Jedes der über 20 Alben, die Strait für MCA einspielte, wurde mindestens vergoldet (500’000 verkaufte Einheiten), 18 davon erreichten sogar mindestens Platin (1’000’000 Einheiten). Auf diesen Alben finden sich mehr als 30 Nummer-1-Hits. Seine gesamten Plattenverkäufe gehen stramm auf die 40-Millionen-Grenze zu. In der Statistik der meistverkauften Platten aller Musikgenres von SoundScan, rangiert Strait bereits auf Platz 10 - zwischen Boys II Men und Eric Clapton. Seine mit vierfach-Platin ausgezeichnete Best-Of CD-Box Strait Out Of The Box ist das meistverkaufte Box-Set in der Country Musik und wird im Vergleich aller Musikgenres nur von Bruce Springsteen geschlagen. Strait befindet sich in dieser Kategorie zusammen mit Led Zeppelin auf dem zweiten Platz.

 

Von all den neuen Country Sängern der frühen 80er Jahre ist George Strait am nähesten bei der traditionellen Country Music geblieben. Geleitet sowohl von der Honkytonk- als auch von der Western Swing Tradition, hat Strait nicht einen neuen Stil erschaffen, sondern die alten Stile für eine neue Zeit wieder aufleben lassen. Er war Vorreiter für eine ganze Reihe von heutigen Superstars, die alle in den 80ern und frühen 90ern zu Ruhm gelangten, wie z.B. Randy Travis, Dwight Yoakam, Clint Black, Garth Brooks oder Alan Jackson. Das interessante dabei ist, dass sich Strait’s Karriere immer noch im Aufschwung befindet. Der Journalist David Zimmermann fasste die Gefühle vieler Country Fans zusammen, als er in USA Today schrieb : “Manchmal fragst Du Dich, ob Country Music schlechter wird, oder Strait einfach immer besser.”

 

Geboren wurde George Strait am 18. Mai 1952 in Poteet, TX. Sein Vater, John, ein Mathematiklehrer, führte nebenbei eine Ranch, die seit fast hundert Jahren im Besitz der Strait-Familie ist. Auf dieser Ranch in Pearsall, TX, in der Nähe von San Antonio, wuchs George auf. Als er noch klein war, verliess seine Mutter die Familie zusammen mit einer Tochter, liess aber George und seinen Bruder, Buddy,  beim Vater zurück. Auf der Ranch lernte Strait reiten und Roping, immer noch zwei seiner liebsten Hobbys, die er, so oft es geht, zusammen mit Freunden praktiziert.

 

Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sich George Strait zu einem Country Superstar entwickeln sollte. Als Teenager spielte er in einer hobbymässigen Rock’n’Roll Band. “Wir kamen nie richtig aus unserer Garage heraus, in der wir spielten”, sagt George. “Singen wollte ich schon immer, hatte aber keine Ahnung, wie ich das anpacken sollte.” Nach seinem High School Abschluss in den späten 60ern schrieb er sich in der Southwest Texas State University in San Marcos ein, mit dem Ziel einen Abschluss in Landwirtschaft zu machen. Bald schon verliess er die Uni wieder, um mit seiner Jugendfreundin Norma, seiner späteren Frau, herumzuziehen, bis er sich 1971 schliesslich zum Militär meldete. Stationiert auf Hawaii, gewann er eine Ausschreibung für einen Auftritt bei der Band Rambling Country. Ausserhalb der Army Base hatte die Band mit George als Leadsänger bald mehrere Auftritte unter dem Namen Santee. In seinem letzten Jahr in der Army, die er 1975 verliess, spielte George nur noch Musik, er brauchte nicht mal mehr eine Uniform zu tragen.

 

Wieder zu Hause, schrieb sich George Strait erneut an derselben Uni ein, um seinen Abschluss nachzuholen. Er verteilte auf dem Campus Flugblätter, in denen er sich als Leadsänger ankündigte, der eine Band sucht. Unter den ersten Antworten, die er erhielt, waren die Jungs, welche später seine berühmte Ace In The Hole Band bildeten. Zusammen mit dieser Band nahmen sie beim unabhängigen Label D aus Dallas in den späten 70ern einige Platten auf, hatten aber wenig Erfolg. Einige unfruchtbare Reisen nach Nashville brachten Strait schliesslich zur Entscheidung, seiner Band zu kündigen und einen Job bei einer Herstellerfirma für Weidezäune und Scheunen für Viehauktionen anzunehmen. Seine Frau überzeugte ihn in letzter Minute doch noch, der Musik nochmals eine Chance zu geben.

 

Diese kam 1979, als die Band im Prairie Rose Club in San Marcos auftrat. Der Besitzer, Erv Woolsey, ein ehemaliger Manager bei MCA Records buchte die Band, ohne sie zu kennen, war aber mehr als beeindruckt, als er sie schliesslich spielen hörte. Diesem Auftritt folgten mehrere andere, und George und Erv wurden gute Freunde. Als Woolsey nach Nashville und zum Musikgeschäft zurückkehrte, blieb er mit Strait im losen Kontakt. Einige Zeit später brachte er George mit dem Produzenten Blake Mevis zusammen und schickte die beiden in’s Studio. Daraus entstanden im Frühling 1981 Strait’s erstes Album Strait Country und der erste Hit Unwound, dies fast zeitgleich mit der Geburt seines Sohnes, George jr., genannt Bubba.

 

Einfach war der Start also nicht. Und zu jener Zeit war es in Nashville - so unmöglich dies heute tönt - fast tabu, einen Hut zu tragen. George erinnert sich : “Überall hörte ich :’Junge, Du klingst grossartig, aber nimm diesen Hut ab.’” Dazu muss man wissen, dass zu jener Zeit traditionelle Country Musik in Nashville ebenfalls nicht gefragt war. Es war die Zeit von Barbara Mandrell, Kenny Rogers, Crystal Gayle und T.G. Sheppard. Unter anderem dank George’s Mithilfe wurde die traditionelle Seite der Musik wieder belebt. George dazu : “Heute heisst es in Nashville wieder : ‘Hey, gute Musik, aber kannst Du nicht einen Hut aufsetzen’”.

 

1982 kam der erste Nummer-1-Hit mit Fool Hearted Memory. Während der kommenden Jahre dominierte Strait regelmässig die Single- und Album-Charts. Als einer der wenigen Superstars der 80er überlebte er auch den Generationswechsel zum Ende der letzten Dekade, der mit dem phänomenalen Erfolg von Garth Brooks eingeläutet wurde.

 

George Strait’s Erfolge im Schallplattengeschäft werden höchstens noch durch seine Konzerterfolge egalisiert. In den letzten Jahren haben seine Ticketverkäufe regelmässig Zeitrekorde gebrochen. Die Bestleistung wurde bisher 1996 erreicht, als in weniger als zwei Stunden alle 33’000 Tickets für drei Shows in Phoenix, AZ, ausverkauft waren. Im Astrodome hat er seinen eigenen Besucherrekord eingestellt, als er in zwei Auftritten vor rund 125’000 Fans spielte.

Auch im Filmgeschäft findet man Strait. Er erweiterte sein Spektrum 1992, als er in Pure Country die Hauptrolle spielte. Der Soundtrack zu diesem Film wurde zu seinem, bis dahin meistverkauften, Album.

 

Heute leistet er es sich, das Tempo mit dem er seine Karriere weiterpflegt, selber zu bestimmen. Mit 70 bis 75 Auftritten pro Jahr macht es ihm wieder Spass, sich auf die Bühne zu stellen. “Früher kam ich oft an den Punkt, wo ich eher wie eine Maschine, wie ein Roboter fühlte. Du hattest Deine Auftritte, gingst durch die Emotionen Deiner Songs, dann zurück ins Hotel, oder ab auf die Strasse zum nächsten Auftritt. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, dass weniger oft mehr ist. Jetzt geniesse ich wieder jeden meiner Auftritte.”

 

Er hat dadurch mehr Zeit, sich seiner Familie zu widmen, auf seiner Ranch zu arbeiten und seine alljährlichen Anlässe zu organisieren, die er zur Unterstützung seiner Wohngemeinde durchführt. Das George Strait Country Music Festival wird jedes Jahr im Alamo Dome in San Antonio durchgeführt, ebenso das George Strait Annual Team Roping Classic, welches von der Pro Rodeo Cowboy Association sanktioniert ist. Daneben züchtet er Pferde und hofft, eines Tages das Kentucky Derby zu gewinnen. Trainieren kann er auf einer neuen Pferderennbahn in der Nähe von San Antonio, wo er ebenfalls Teilhaber ist. Neuerdings mischt er noch bei South Texas Pet Products mit, einer Firma, die sich auf Tiernahrung und -pflege spezialisiert hat. Shampoo und Haarpfleger sind gemäss Hersteller für Pferde gedacht, würden aber auch dem Menschen gut tun.

 

George Strait’s neuestes Album Carrying Your Love With Me beweist, dass er mittlerweile einen Level erreicht hat, wo man alles, was er aufnimmt, als klassisches George-Strait-Material bezeichnen kann. Wieder einmal sind viele der Songs potentielle Hit Kandidaten - ein Beweis für George’s Fähigkeit, gutes Songmaterial auszusuchen. Strait setzt mit dem aktuellen Album seine persönliche Erfolgsbilanz fort und lässt eine bereits astronomische Karriere in weitere, ungeahnte Höhen vorstossen. Die Ehrlichkeit und künstlerische Integrität, welche Strait von Anfang an auszeichnete, und welche die Basis für seine Erfolge bildete, ist bis heute erhalten geblieben.

 

Discographie Studio Alben:

  • Strait Country
  • Strait From The Heart
  • Right Or Wrong
  • Does Fort Worth Ever Cross Your Mind
  • Something Special
  • Merry Christmas Strait To You
  • # 7
  • Ocean Front Property
  • If You Ain’t Lovin’, You Ain’t Livin
  • Beyond The Blue Neon
  • Livin’ It Up
  • Chill Of An Early Fall
  • Holding My Own
  • Pure Country (Soundtrack)
  • Easy Come, Easy Go
  • Lead On
  • Blue Clear Sky
  • Carrying Your Love With Me

 

Discographie Best Of Alben:

  • Greatest Hits
  • Greatest Hits Vol. 2
  • Ten Strait Hits
  • Strait Out Of The Box

 

Awards:

1981   Billboard Magazine                        New Male Vocalist Of The Year

1984   Academy Of Country Music        Top Male Vocalist

1985   CMA                                                   Male Vocalist Of The Year

            CMA                                                   Album Of The Year

            Academy Of Country Music        Top Male Vocalist

            Academy Of Country Music        Album Of The Year

1986   CMA                                                   Male Vocalist Of The Year

            Music City News                             Country Male Artist Of The Year

1988   Academy Of Country Music        Top Male Vocalist

1989   CMA                                                   Entertainer Of The Year

            Academy Of Country Music        Entertainer Of The Year

1990   CMA                                                   Entertainer Of The Year

1991   Amercian Music Awards              Favorite Male Artist

1996   TNN / Music City News                 Album Of The Year

            TNN / Music City News                 Single Of The Year

            TNN / Music City News                 Video Of The Year

            Music City News                             Country Single Of The Year

            Academy Of Country Music        Top Male Vocalist

            Academy Of Country Music        Album Of The Year

1997   American Music Awards              Favorite Album